18. Jahrhundert – Weber und Siedler, Römerstadt

Generation 3

Augustin wird 1695 als Sohn von Johannes (Pröxel) und Marina in Freudenthal/Nordmähren geboren. Er zieht vermutlich als Wandergeselle in das nordböhmische Schluckenau, arbeitet dort als Leinweber. Von ihm werden sechs Kinder in den Matrikeln von Schluckenau aufgeführt (hier als Prixel geschrieben, mit Herkunft Fridenthal). Regional abweichende Schreibweisen von Orts- und vor allem nicht einheimischen Familiennamen waren damals sehr häufig.

Generation 4

Die Weiterwanderung der gesamten Familie von Schluckenau in das nordmährische Römerstadt vollzieht sich um das Jahr 1748.

Die fünf Söhne von Augustin lassen sich zunächst in der Gemeinde Harrachsdorf im nordmährischen Römerstadt nieder, wo sie alle als Leinenweber-Meister arbeiten. Ihre mehr als drei Dutzend Kinder werden zwischen 1750 und 1775 geboren. Die späteren Generationen besiedeln auch benachbarte Gemeinden. Erst 3 Generationen später erweitert sich das berufliche Spektrum der Brixels.

Alle heute lebenden Brixels, bis zu den Generationen 13 und 14, werden auf diese fünf Familienstämme zurückgeführt. Römerstadt bleibt Heimat für viele weitere Generationen von Brixels.


Freudenthal – Generationen 2 und 3

Freudenthal gehört zu den ältesten böhmischen Königstädten. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 wurde sie an den Deutschen Orden verkauft. Ihr Hochmeister Johann Caspar von Ampringen hat die Schlossanlage Freudenthal um 1682 renovieren lassen. 1714 wurde die Stadt von der Pest heimgesucht.

Der Bezirk Freudenthal ist Nachbarbezirk von Römerstadt.

Schluckenau – Generationen 3 und 4

Schluckenau ist eine Stadt von aktuell knapp 6.000 Einwohnern in Nordböhmen, im heutigen Tschechien nicht weit vom Dreiländereck mit Deutschland und Polen entfernt. Schluckenau wurde 1710 von einem großen Stadtbrand heimgesucht. 1745 werden bei einem weiteren Stadtbrand wiederum fast alle Wohnhäuser zerstört. Historisch war es wegen der Grenznähe von Böhmen zu Sachsen, Preußen und Polen immer ein Durchzugsgebiet verschiedener kriegerischer Heere gewesen. Anfang des 18.Jahrhunderts war es am Rand des sog. Großen Nordischen Krieges zwischen Schweden und Russland, und während des Österreichischen Erbfolgekrieges 1740 bis 1748 kam es immer wieder zu leidvollen Besetzungen.

Die Leinenweberei war schon zu Zeiten Augustins das Hauptgewerbe in der Stadt. Im Jahr 1715 wurden 304 Weber gezählt, einschließlich 85 fremder Wandergesellen. Ein Jahrhundert später im Jahr 1825 arbeiteten in Schluckenau als Weber 261 Meister (von 516 Meistern aller Gewerbe), 126 Gesellen, 59 Lehrlinge und 91 andere Hilfsarbeiter.

Die Grafschaft Schluckenau gehörte seit 1721, wie auch die Grafschaft Janowitz bei Römerstadt, durch Einheirat zur Harrach’schen Grafenfamilie. Graf Ferdinand Bonaventura II war ursächlich verantwortlich für den Weiterzug der Brixels nach Römerstadt.

Römerstadt – Generationen 4 und folgende

Ferdinand Bonaventura Graf von Harrach soll angeblich im Jahr 1717 der Gründer der ersten Leinenwarenfabrik in Mähren und Österreichisch-Schlesien auf seinem Gut Janowitz (Bezirk Römerstadt) sein. Jedenfalls veranlasste er durch Lokatoren (das sind Unternehmer verantwortlich für Urbarmachung, Vermessung und Zuteilung von zu erschließendem Land) den Zuzug von Webern aus Nordböhmen und Sachsen. Dies brachte die Gründung zahlreicher Ortschaften, darunter Rosendorf in 1746 und wenige Jahre später Harrachsdorf. Er ließ Spinnschulen einrichten, den Flachsanbau intensivieren und erreichte einen wirtschaftlichen Aufschwung auch in den umliegenden Grundherrschaften durch die Gründung von Eisenhämmern und Drahtziehereien (laut Wikipedia). In einer Chronik von Römerstadt wird von der Ankunft der ersten deutschböhmischen Siedler 1748 berichtet: „…bald hernach ankommende Teütschböhmen nachfolgten und Haüßer alda erbaueten, denen Jeden ein Stuk Aker und Wisen gegeben wurde, wo dann das nun sich besündende Harrachsdorf entstunde…“.

Die Leinweberei war bis ins 20.Jahrhundert der wichtigste Industriezweig von Römerstadt. Die Stadt zählte im Jahr 1834 knapp 3.000 deutsche Einwohner (andere ethnische Gruppen wurden in der Statistik nicht erwähnt), um die Jahrhundertwende etwa 5.000, der gesamte Landkreis etwa 25.000. Die Volkszählung 1921 weist über 80 Brixels in Stadt und Landkreis Römerstadt auf. Heute leben in der Stadt Römerstadt (Rýmařov) 8.000 überwiegend tschechische Einwohner.

Rosendorf 1834 (links das Haus Nr.2, gegründet von Anton Brixel (1724, eingetragen ist sein Enkel Anton (1799))

Katasterauszug Rosendorf 1834 – links das mittlere Haus Nr.2, gegründet von Anton Brixel (1724), eingetragen ist sein Enkel Anton Brixel (1799)

Růžová 2024 (links Baum unter Grundstück Nr.2)

Satellitenbild Růžová 2024 – links alleinstehender Baum unterhalb des Grundstücks Nr.2

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