Die Geschichte der Familie BRIXEL

„Wanderer, es gibt keinen Weg. Der Weg entsteht beim Gehen.“     (Antonio Machado)

Der Weg aller Brixels beginnt in Frauenfeld im eidgenössischen Kanton Thurgau südlich des Bodensees. Von dort führt er am Ende des 30-jährigen Krieges in die Reichsstadt Esslingen, und im Laufe von vier Generationen weiter über Schluckenau in Nordböhmen nach Römerstadt in Nordmähren.

Die späteren Generationen verteilen sich über Nordmähren, es geht in das Kernland Österreich und in andere Länder, durch Vertreibung vor allem nach Deutschland.

Migration ist ein immer wiederkehrendes Merkmal der Familiengeschichte.


Von Frauenfeld nach Römerstadt

Generation 0

Hans Jakob Brüchsel, Ziegler, und Frau Barbara Studer heiraten 1630 im eidgenössischen Zürich. Im Haushaltsregister 1634 der 40 km entfernten Stadt Frauenfeld werden sie mit ihren Kindern Hans Melchior (2) und Susanna (1) aufgeführt.

Generation 1

Melchior zieht nach dem Ende des 30-jährigen Krieges (Westfälischer Friede 1648) in die Reichsstadt Esslingen, macht 1654 sein Meisterstück als Maurer und Steinhauer und heiratet 1655 Anna Maria Enoch unter dem Namen Brüxel.

Generation 2

Melchior und Anna Marias Kinder Maria Magdalena und Johannes werden 1657 und 1659 in Esslingen geboren. Bei ihren Eintragungen in den Kirchenbüchern wird erstmals der Familienname Brixel dokumentiert.

Generation 3

Johannes´ Sohn Augustin stammt aus Fridenthal. Er zieht vermutlich als Wandergeselle in das nordböhmische Schluckenau, arbeitet als Leinweber. Von ihm werden sechs Kinder in den Matrikeln von Schluckenau aufgeführt.

Generation 4

Die fünf Söhne von Augustin lassen sich zunächst in der Gemeinde Harrachsdorf im nordmährischen Römerstadt nieder, wo sie als Weber arbeiten. Die nächsten Generationen besiedeln auch benachbarte Gemeinden. Alle heute lebenden Brixels werden auf diese fünf Familienstämme zurückgeführt. Römerstadt bleibt Heimat für viele weitere Generationen von Brixels.


Frauenfeld – Generationen 0 und 1

Frauenfeld war und ist Hauptstadt des eidgenössischen Kantons Thurgau, direkt südlich des Bodensees. Heute über 25.000 Einwohner mögen es 1630 unter 2.000 gewesen sein, überwiegend protestantisch. Die Gottesdienste wurden noch abwechselnd in derselben Kirche durchgeführt, ebenso wechselte der Bürgermeister jedes Jahr zwischen den Religionen. Die sogenannte Alte Eidgenossenschaft, die zu Beginn des 30-jährigen Krieges noch lose im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation integriert war, wurde mit dem Westfälischen Frieden 1648 nicht nur faktisch, sondern auch juristisch unabhängig. Sie hatte sich aus dem Krieg herausgehalten, es waren aber interne religiöse Spannungen vorhanden, und so gab es nach einem Bauernkrieg 1653 auch einen religiösen Krieg 1656 zwischen reformierten und katholischen Orten.

Hier wird am 8.2.1630 die Heirat von Hans Jakob Brüchsel mit Barbara Studer dokumentiert, und im Jahr 1634 im Haushaltsregister der Stadt die Familie mit den Kindern Hans Melchior (2 Jahre) und Susanna (1 Jahr) aufgeführt. Als Beruf von Hans Jakob Brüchsel wird Ziegler angegeben.

Ziegler stellen in der Regel Mauerziegel aus Ton, Sand und anderen Erdbestandteilen mit Hilfe von Formen her. Es ist naturgemäß eher ein ortsgebundener Beruf, weil in der Regel eine Brennerei benötigt wird. Interessant im späteren Kontext mit dem Beruf der Weber ist das Wanderzieglerwesen. Dieses bezeichnet Strukturen der saisonalen Wanderarbeit, die seit Beginn des 17. Jahrhunderts nachweisbar sind. Besonders bekannt und als Beispiel für frühneuzeitliche Arbeitsmigration nennt Wikipedia das Lippische Wanderzieglerwesen: „Wegen der schlechten Verdienstmöglichkeiten in Handspinnerei und Handweberei und ausgelöst durch die zunehmende Mechanisierung dieser Arbeiten wanderten junge Männer aus dem agrarisch geprägten lippischen Raum zu Ziegeleien saisonal nach Friesland ab. Sie arbeiteten dort den Sommer über und kehrten zum Winter in ihre Heimat zurück. Im Winter arbeiteten sie dann häufig wieder als Leinenweber.“

Esslingen – Generationen 1 und 2

Die Reichsstadt Esslingen hatte durch den 30-jährigen Krieg stark zu leiden. Ihre Bevölkerung wuchs durch Flüchtlinge zeitweise von 6.000 auf 18.000, wurde aber durch Hunger und Seuchen (Pest 1635) auf etwa 4.000 reduziert.

In diese Stadt kommt Melchior, wohl auf seiner Wanderschaft als Lehrling. In Archiven der Stadt Esslingen findet sich der Bericht zur Vorlage seines Meisterstückes am 19.3.1654, unter dem Namen Melchior Preßell. In einem späteren Gutachten vom 29.8.1662 an den Rat zu einer zunftethischen Untersuchung unterschreibt Melchior als Brüxel. In den Kirchenarchiven findet sich dieser Name bei der Heirat mit Anna Maria Enoch am 25.11.1655.

Der Familienname ändert sich bei der Eintragung der Geburten ihrer Kinder in Brixel: am 7.8.1657 von Maria Magdalena, und  am 11.2.1659 von Johannes. Solche Änderung von Schreibweisen ist im Mittelalter häufig gewesen. Ohne Zweifel handelt es sich bei Melchior Brixel um dieselbe Person, die 1632 in Frauenfeld als Melchior Brüchsel geboren wurde.

Die Gründung der Zünfte war in manchen Städten mit einer so genannten „Zunftrevolution“ oder einem politischen Umschwung verbunden. Allerdings wurde den Zunftbürgern häufig von vornherein weitgehende Autonomie zuerkannt, um die Neugründung von Städten für Händler und Handwerker attraktiv zu gestalten. Laut Wikipedia gelang es den in Zünften organisierten Handwerkern in bestimmten Städten im Heiligen Römischen Reich sogar, die politische Macht ganz oder teilweise zu erobern. In den Reichsstädten galten zeitweise Zunftverfassungen, die den Zünften eine Dominanz im Rat garantierten. Zunftmitglied wurde man als Meister, dies durch Vorlage eines Meisterstücks, eine mündliche Prüfung und Zahlung einer Gebühr. Die Mitglieder hatten oft Bürgerrechte, welche den Gesellen noch nicht zustanden. Zünfte waren nicht nur eine Interessenvertretung nach außen, sondern auch zur gegenseitigen Unterstützung da. Sie waren deshalb oft zu ihrem eigenen Schutz stark reglementiert, bis hin zur Auflage dass man erst heiraten durfte wenn man Meister und Zunftmitglied war, und dann am besten Töchter (oder bei einer weiblichen Meisterin Söhne) anderer Meister und Zunftmitglieder.

Fridenthal – Generationen 2 und 3

Augustin, der Sohn des Johannes, wird in den Matrikeln der nachfolgenden Gemeinde Schluckenau dokumentiert, als Herkunft wird Fridenthal angegeben.

Es ist noch unklar um welches Fridenthal es sich handelt, oder aber um eine andere Schreibweise wie Friedenthal oder Freudenthal. Es gibt verschiedene Theorien, zu denen lokale Nachforschungen anzustellen sind. Der Nachweis einer Verbindung von Johannes aus Esslingen mit Augustin in Schluckenau ist somit nur durch die Benennung in den Matrikeln und die zeitliche Plausibilität geführt. Es wird vermutet, dass bereits Johannes weiter gezogen war, denn weitere Eintragungen konnten in den Kirchenbüchern von Esslingen nicht gefunden werden. Ohne Kenntnis von Johannes´ Beruf, und um welches Fridenthal es sich handelt, kennen wir nicht die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Schluckenau – Generationen 3 und 4

Schluckenau ist eine Stadt von aktuell knapp 6.000 Einwohnern in Nordböhmen, im heutigen Tschechien nicht weit vom Dreiländereck mit Deutschland und Polen entfernt. Schluckenau wurde 1710 von einem großen Stadtbrand heimgesucht. 1745 werden bei einem weiteren Stadtbrand wiederum fast alle Wohnhäuser zerstört. Historisch war es wegen der Grenznähe von Böhmen zu Sachsen, Preußen und Polen immer ein Durchzugsgebiet verschiedener kriegerischer Heere gewesen. Anfang des 18.Jahrhunderts war es am Rand des sog. Großen Nordischen Krieges zwischen Schweden und Russland, und während des Österreichischen Erbfolgekrieges 1740 bis 1748 kam es immer wieder zu leidvollen Besetzungen.

Es wird vermutet, dass Augustin als Wandergeselle aus Fridenthal kommend in Schluckenau tätig wird. In den Matrikeln von Schluckenau finden sich 1719 und 1737 zwei Heiraten von Augustin und die Geburten von sechs Kindern aus beiden Ehen, von 1722 bis 1738. Die Weiterwanderung der gesamten Familie von Schluckenau nach Römerstadt vollzieht sich um das Jahr 1748.

Die Leinenweberei war schon zu Zeiten Augustins das Hauptgewerbe in der Stadt. Im Jahr 1715 wurden 304 Weber gezählt, einschließlich 85 fremder Wandergesellen. Ein Jahrhundert später im Jahr 1825 arbeiteten in Schluckenau als Weber 261 Meister (von 516 Meistern aller Gewerbe), 126 Gesellen, 59 Lehrlinge und 91 andere Hilfsarbeiter.

Die Grafschaft Schluckenau gehörte seit 1721, wie auch die Grafschaft Janowitz bei Römerstadt, durch Einheirat zur Harrach’schen Grafenfamilie. Graf Ferdinand Bonaventura II war ursächlich verantwortlich für den Weiterzug der Brixels nach Römerstadt.

Römerstadt – Generationen 4 und folgende

Ferdinand Bonaventura Graf von Harrach soll angeblich im Jahr 1717 der Gründer der ersten Leinenwarenfabrik in Mähren und Österreichisch-Schlesien auf seinem Gut Janowitz (Bezirk Römerstadt) sein. Jedenfalls veranlasste er durch Lokatoren (das sind Unternehmer verantwortlich für Urbarmachung, Vermessung und Zuteilung von zu erschließendem Land) den Zuzug von Webern aus Nordböhmen und Sachsen. Dies brachte die Gründung zahlreicher Ortschaften, darunter Rosendorf in 1746 und wenige Jahre später Harrachsdorf. Er ließ Spinnschulen einrichten, den Flachsanbau intensivieren und erreichte einen wirtschaftlichen Aufschwung auch in den umliegenden Grundherrschaften durch die Gründung von Eisenhämmern und Drahtziehereien (laut Wikipedia). In einer Chronik von Römerstadt wird von der Ankunft der ersten deutschböhmischen Siedler 1748 berichtet: „…bald hernach ankommende Teütschböhmen nachfolgten und Haüßer alda erbaueten, denen Jeden ein Stuk Aker und Wisen gegeben wurde, wo dann das nun sich besündende Harrachsdorf entstunde…„.

Die fünf Brüder gründen zeitgleich Familien in Harrachsdorf, dann in benachbarten Randgemeinden Römerstadts. Ihre mehr als drei Dutzend Kinder werden zwischen 1750 und 1775 geboren. Nach derzeitigen Erkenntnissen lassen sich alle lebenden Brixels auf diese Brüder der Generation 4 zurückführen, bis zu den jüngsten Generationen 13 und 14.

Augustin und seine Söhne waren Leinenweber-Meister, so in Kirchenbüchern dokumentiert. Die Leinweberei war bis ins 20.Jahrhundert der wichtigste Industriezweig von Römerstadt. Erst 3 Generationen später erweitert sich das berufliche Spektrum der Brixels.

Die Stadt zählte im Jahr 1834 knapp 3.000 deutsche Einwohner (andere ethnische Gruppen wurden in der Statistik nicht erwähnt), um die Jahrhundertwende etwa 5.000, der gesamte Landkreis etwa 25.000. Die Volkszählung 1921 weist über 80 Brixels in Stadt und Landkreis Römerstadt auf. Heute leben in der Stadt Römerstadt (Rýmařov) 8.000 überwiegend tschechische Einwohner.

Rosendorf Nr 2 in 1834
Rosendorf 1834
Ruzova 2024
Růžová 2024

Emigrationen aus Römerstadt

Auswanderungen der Brixels aus Römerstadt fanden zu verschiedenen Zeiten statt, und hatten unterschiedlichen Charakter. Die vorhandenen Unterlagen zeigen zeitliche Schwerpunkte:

ab Generation 8 (Mitte 19.Jh) innerhalb Mährens und Österreichs, sowie nach Brasilien
ab Generation 9 (Ende 19.Jh) nach Deutschland
später individuell in andere Länder

Hier werden die aktuellen Länderbezeichnungen verwendet. So gab es etwa historisch kein „Deutschland“, sondern ein Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (bis 1806), dann einzelne „deutsche“ Königreiche wie Württemberg und Preußen, dann das Deutsche Reich. Mähren wurde überwiegend durch das Königreich Böhmen regiert und damit durch die Habsburger Dynastie, seit 1804 das Kaisertum Österreich, und zwischen 1867 und 1918 die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Mähren wurde 1918 Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei (und die ´Sudetendeutschen´ mit dem Vertrag von Saint-Germain 1919 offiziell Bürger der Tschechoslowakei), seit 1993 Teil der Tschechischen Republik.

Innerhalb Mährens

Kirchenbücher belegen die weitere Ausbreitung der Familie Brixel in Nordmähren.

Die Eintragungen im Landkreis Römerstadt (Rýmařov) beginnen in den 1750er Jahren in den Gemeinden Harrachsdorf (Harrachov) und Rosendorf (Růžová) mit den Geburten zunächst der Kinder von Anton, dann denen seiner Brüder. Eine Generation später erfolgen die ersten Eintragungen in Nachbargemeinden, vor allem im industriellen Janowitz (Janovice).

Die berufliche Ausübung als Weber vererbte sich von Generation zu Generation. Noch im 20.Jahrhundert wurde dieser Beruf vereinzelt von Brixels in Römerstadt ausgeübt, und es kam auch vor dass die Weberei weit weg verlegt wurde, wie Franz Brixel (1840) von seinem Vater in Graz berichtet.

Mit der zunehmenden Konkurrenz durch den 1805 erfundenen Jacquard-Webstuhl gab es bald drastische Änderungen in den Lebensbedingungen der handwerklichen Weber. Die industrielle Revolution schuf zwar neue Arbeitsmöglichkeiten, führte aber zu sozialer Not. Im benachbarten Preußen kam es 1843 zum Aufstand der schlesischen Weber, und im Kaisertum Österreich gab es die Revolution 1848/49. Die Brixels begannen aus Römerstadt in städtische Ansiedlungen zu ziehen und übernahmen andere Berufe. Ein Urenkel von Augustin zieht schon 1831 in die ´Ebene´ nach Mährisch-Neustadt (Uničov). Ab 1852 finden sich erste Eintragungen in anderen nordmährischen Städten. Neben Fabrikarbeitern finden sich nun Lehrer und Pfarrer, dann auch Kaufleute, Steuerinspektoren, Juristen, Ärzte.

Innerhalb Österreichs

Hinweise auf frühe Migration der Brixels innerhalb des Kaisertums Österreich finden sich in Kirchenbüchern. So gibt es Hinweise auf vereinzelte Auswanderung von Brixels aus Mähren bereits in der 5. Generation, im 18. Jahrhundert. Die älteste vorliegende Dokumentation belegt 1794 in Wien den Tod eines Joseph Brixel im Alter von 26 Jahren. Nachkommen sind nicht bekannt.

Eine erste Familiengründung in Wien (Lichtental) fand ab 1811 durch den aus Römerstadt stammenden Wandergesellen Hubert statt. Nach dem Tod seiner ersten Frau und Wiederheirat zog er als Webermeister mit der Familie zurück in sein Heimatdorf in Nördmähren.

Dauerhaft ließ sich um 1848 eine Weberfamilie mit drei Brüdern Johann, Franz und Karl aus dem schlesischen Neustadt stammend in Wien (Reindorf und Gumpendorf) nieder. Sie hatten zwischen 1837 und 1860 insgesamt 12 Kinder mit weiteren Enkeln. Darunter ist auch der spätere, langjährige Leiter der Horak´schen Musikschulen, Franz Brixel.

Spätere Familiengründungen geschahen durch:
Martin, Weber aus Römerstadt (Rosendorf), mit Kindern von 1861 bis 1870
Johann, Schneidermeister, mit Kindern von 1874 bis 1883 (Gaudenzdorf und Meidling)
Eduard, Tischler aus Johnsdorf, mit Kindern von 1881 bis 1888 (Gumpendorf)
August, Briefträger aus Mährisch-Neustadt, mit Kindern von 1889 bis 1901 (Breitenfeld)
Maximilian, Arzt aus Müglitz, mit Kindern 1905 und 1907 (Lichtenwörth)

Der Weber Vincenz zog mit Familie und Webstuhl in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von Römerstadt nach Graz um. Ein Sohn Franz gründete in der Steiermark seine eigene Familie. Er war zunächst Buchhalter, bevor er sich als Lyriker und Epiker einen Namen machte (unter anderem als Herausgeber der „Römerstädter Gebirgschronik“, deren Autor in der Tat sein Vater Vincenz ist).

Die meisten Hinweise auf Brixels in internationalen Datenbanken stammen aus österreichischen Unterlagen. Dies ist verständlich, weil es sich beim Zuzug von Mähren in das Kernland Österreich nicht um Migration in ein „fremdes“ Land handelte.

Nach Deutschland

Es gibt vereinzelte dokumentarische Erwähnung von Brixels der 2. und 3.Generation im südwestlichen Deutschland. Zumindest in einem Fall handelt es sich wohl um einen jüngeren Bruder von Melchior, mit Namen Caspar. Mitte des 18. Jahrhunderts enden hier die Matrikeleintragungen, und so wird davon ausgegangen, dass hier keine eigenständigen, dauerhaften Linien entstanden.

Anders als von Mähren nach Wien oder Graz in Österreich war die Migration nach Deutschland eine internationale, ging es doch in andere Königreiche (Württemberg, Sachsen, Preußen). Die ersten dauerhaften Umzüge werden erst nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 dokumentiert. Bis zum Ausbruch des 1.Weltkrieges gründen aus Nordmähren zugezogene Brixels diese neuen Familienzweige:
ab 1873 in Dresden: Libor aus Freudenthal, ursprünglich Weber, dann Arbeiter
ab 1874 in Breslau: Franz, Kaufmann
ab 1883 im sächsischen Weißenfels: Albert
ab 1889 in Nürnberg: Karl
ab 1894 in Göppingen: Wilhelm aus Karlsdorf bei Römerstadt
ab 1910 in Bremen: August, Ingenieur aus Müglitz.

Bei weitem die größte Umzugsbewegung fand im und direkt nach dem 2.Weltkrieg mit der Vertreibung der (Sudeten-) Deutschen 1945 und 1946 statt. Die meisten jetzt in Deutschland ansässigen Brixels können wohl dieser Phase zugerechnet werden.

Nach Brasilien

Dokumentiert ist die Einreise von einem Johann mit Frau und zwei Töchtern im Jahr 1877, von Hamburg mit dem Schiff kommend in die Provinz Rio Grande do Sul. Im 19.Jahrhundert gab es eine von der brasilianischen Regierung unterstützte, langfristig angelegte deutsche Kolonisierung (heute gibt es etwa 5-12 Mio deutschstämmige Brasilianer, das sind 3-5% der Gesamtbevölkerung).

Die Passagierliste 1877 führt auf:
Johann, geb ca 1847, Arbeiter aus Römerstadt, mit Ehefrau Victoria (ca 1849), und ihren Kindern Marie (ca 1870) und Anna (ca 1875). In Brasilien wurde 1890 ihr Sohn Gustavo geboren. Von diesem sind 10 Kindesgeburten in den Jahren 1908 bis 1929 dokumentiert, alle in Curitiba im südbrasilianischen Staat Paraná.

Derzeit leben einige Dutzend bis über 100 Brixels in Brasilien, fast ausschließlich in Curitiba, sie lassen sich wohl alle auf die erste Einwandererfamilie zurückführen.

Individuell in andere Länder

Ungarn
Ein in Ungarn lebender Familienstamm kann sich zurückführen auf einen Franz Karl, von Römerstädter Brixels abstammend, 1889 im mährischen Karlsdorf geboren und 1949 in Budapest gestorben. Der Umzug nach Budapest hat noch zu Zeiten der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie stattgefunden, denn dessen Kinder bekamen 1915 und 1917 ungarische (Schreibweisen von) Vornamen: Ferenc József und László Gyula.

USA
Die erste in den USA dokumentierte Familie Brixel ist die von einem Leopold, geboren 1853 in Römerstadt, der 1880 von Liverpool kommend in den USA eintraf und gleich heiratete. Leopold ist Urenkel von Johannes (1757). Seine 2 Töchter hatten Nachkommen, aber keine Namensträger Brixel in Folgegenerationen.
Die wenigen aktuell in den USA lebenden Brixels stammen ausschließlich von einzelnen Immigranten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Frankreich
Standesamtliche Dokumente vom 17. bis zum 19.Jahrhundert führen vereinzelte Brixels auf, ausschließlich in Cote-du-Nord in der Bretagne. Die Schreibweise scheint aus einem schon 1630 lokal verwendeten Familiennamen Brexel entstanden zu sein, und die ursprüngliche Schreibweise wurde ab 1875 auch wieder aufgenommen. Es gibt keine Verbindung zur hier dargestellten Familie Brixel.

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