Generation 0
Hans Jakob Brüchsel, Ziegler, und Frau Barbara Studer heiraten 1630 im eidgenössischen Zürich. Im Haushaltsregister 1634 der 40 km entfernten Stadt Frauenfeld werden sie mit ihren Kindern Hans Melchior (2 Jahre) und Susanna (1 Jahr) aufgeführt.
Generation 1
Melchior zieht nach dem Ende des 30-jährigen Krieges (Westfälischer Friede 1648) in die Reichsstadt Esslingen, macht 1654 sein Meisterstück als Maurer und Steinhauer und heiratet 1655 Anna Maria Enoch unter dem Namen Brüxel.
Generation 2
Melchior und Anna Marias Kinder Maria Magdalena und Johannes werden 1657 und 1659 in Esslingen geboren. Bei ihren Eintragungen in den Kirchenbüchern wird erstmals der Familienname Brixel dokumentiert.
Frauenfeld – Generationen 0 und 1
Frauenfeld war und ist Hauptstadt des eidgenössischen Kantons Thurgau, direkt südlich des Bodensees. Heute über 25.000 Einwohner mögen es 1630 unter 2.000 gewesen sein, überwiegend protestantisch. Die Gottesdienste wurden noch abwechselnd in derselben Kirche durchgeführt, ebenso wechselte der Bürgermeister jedes Jahr zwischen den Religionen. Die sogenannte Alte Eidgenossenschaft, die zu Beginn des 30-jährigen Krieges noch lose im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation integriert war, wurde mit dem Westfälischen Frieden 1648 nicht nur faktisch, sondern auch juristisch unabhängig. Sie hatte sich aus dem Krieg herausgehalten, es waren aber interne religiöse Spannungen vorhanden, und so gab es nach einem Bauernkrieg 1653 auch einen religiösen Krieg 1656 zwischen reformierten und katholischen Orten.

Hier wird am 8.2.1630 die Heirat von Hans Jakob Brüchsel mit Barbara Studer dokumentiert, und im Jahr 1634 im Haushaltsregister der Stadt die Familie mit den Kindern Hans Melchior (2 Jahre) und Susanna (1 Jahr) aufgeführt. Als Beruf von Hans Jakob Brüchsel wird Ziegler angegeben.
Ziegler stellen in der Regel Mauerziegel aus Ton, Sand und anderen Erdbestandteilen mit Hilfe von Formen her. Es ist naturgemäß eher ein ortsgebundener Beruf, weil in der Regel eine Brennerei benötigt wird. Interessant im späteren Kontext mit dem Beruf der Weber ist das Wanderzieglerwesen. Dieses bezeichnet Strukturen der saisonalen Wanderarbeit, die seit Beginn des 17. Jahrhunderts nachweisbar sind. Besonders bekannt und als Beispiel für frühneuzeitliche Arbeitsmigration nennt Wikipedia das Lippische Wanderzieglerwesen: „Wegen der schlechten Verdienstmöglichkeiten in Handspinnerei und Handweberei und ausgelöst durch die zunehmende Mechanisierung dieser Arbeiten wanderten junge Männer aus dem agrarisch geprägten lippischen Raum zu Ziegeleien saisonal nach Friesland ab. Sie arbeiteten dort den Sommer über und kehrten zum Winter in ihre Heimat zurück. Im Winter arbeiteten sie dann häufig wieder als Leinenweber.“
Esslingen – Generationen 1 und 2
Die Reichsstadt Esslingen hatte durch den 30-jährigen Krieg stark zu leiden. Ihre Bevölkerung wuchs durch Flüchtlinge zeitweise von 6.000 auf 18.000, wurde aber durch Hunger und Seuchen (Pest 1635) auf etwa 4.000 reduziert.

In diese Stadt kommt Melchior, wohl auf seiner Wanderschaft als Lehrling. In Archiven der Stadt Esslingen findet sich der Bericht zur Vorlage seines Meisterstückes am 19.3.1654, unter dem Namen Melchior Preßell. In einem späteren Gutachten vom 29.8.1662 an den Rat zu einer zunftethischen Untersuchung unterschreibt Melchior als Brüxel. In den Kirchenarchiven findet sich dieser Name auch bei der Heirat mit Anna Maria Enoch am 25.11.1655.

Der Familienname ändert sich bei der Eintragung der Geburten ihrer Kinder in Brixel: am 7.8.1657 von Maria Magdalena, und am 11.2.1659 von Johannes. Solche Änderung von Schreibweisen ist im Mittelalter häufig gewesen. Ohne Zweifel handelt es sich bei Melchior Brixel um dieselbe Person, die 1631 in Frauenfeld als Melchior Brüchsel geboren wurde.

Die Gründung der Zünfte war in manchen Städten mit einer so genannten „Zunftrevolution“ oder einem politischen Umschwung verbunden. Allerdings wurde den Zunftbürgern häufig von vornherein weitgehende Autonomie zuerkannt, um die Neugründung von Städten für Händler und Handwerker attraktiv zu gestalten. Laut Wikipedia gelang es den in Zünften organisierten Handwerkern in bestimmten Städten im Heiligen Römischen Reich sogar, die politische Macht ganz oder teilweise zu erobern. In den Reichsstädten galten zeitweise Zunftverfassungen, die den Zünften eine Dominanz im Rat garantierten. Zunftmitglied wurde man als Meister, dies durch Vorlage eines Meisterstücks, eine mündliche Prüfung und Zahlung einer Gebühr. Die Mitglieder hatten oft Bürgerrechte, welche den Gesellen noch nicht zustanden. Zünfte waren nicht nur eine Interessenvertretung nach außen, sondern auch zur gegenseitigen Unterstützung da. Sie waren deshalb oft zu ihrem eigenen Schutz stark reglementiert, bis hin zur Auflage dass man erst heiraten durfte wenn man Meister und Zunftmitglied war, und dann am besten Töchter (oder bei einer weiblichen Meisterin Söhne) anderer Meister und Zunftmitglieder.